Bretten ist normalerweise nicht gerade für Natur- und Umweltschutz bekannt. Wer erinnert sich nicht an die kürzliche Aussage des Oberbürgermeisters, dass man die gewaltigen Naturschäden durch die neue B-294-Monster-Umgehung eben in Kauf nehmen müsse, damit die Lebensqualität in der Innenstadt noch besser werde?
Umso überraschender sind die naturnahen Begrünungsmaßnahmen, die von der Stadt seit 2016 entlang der Straßen durchgeführt werden. Sicherlich war dabei die Bewerbung für die Landesgartenschau eine Motivation, und man hat für 2031 auch den Zuschlag bekommen.
Die Maßnahmen waren Teil des Projekts „Natur Nah Dran“, das maßgeblich auf den Ideen und Ansätzen des Naturgarten e.V. aufbaut und auch von dessen Gründer Reinhard Witt betreut wird. Dieser ist dafür bekannt, naturnahe Grünflächen im Besonderen auf Magerstandorten anzulegen. Dies ist in der Etablierung teilweise sehr aufwendig, da der Boden ausgetauscht und durch magere Substrate ersetzt wird. Auch die Etablierung der Flächen zu den heutigen bunten Blütenbildern dauert einige Zeit. Mit etwas Geduld stellt sich jedoch der Erfolg dieser Flächen ein, und die Dauerpflege ist in der Regel extensiv möglich. Zur Anlage dieser Flächen ist eine Menge Know-How nötig, und das Projekt unterstützt die Kommunen intensiv bei der Umsetzung.
Selbst wer nur durch Bretten durchfährt, sieht sofort breite Grünstreifen mit vielfältigen Blühmischungen. Der langgezogene B-294-Kreisel an der Bahnhofstraße (Bild) ist von einem artenreichen Magerrasen bestanden, der sich mittlerweile vollständig etabliert hat. Er wird erst spät gemäht und besteht aus dekorativen heimischen Arten – zur Freude von Bienen, Schmetterlingen und sonstigen Insekten. Wenn da nur der dichte Verkehr nicht wäre…
Verkehrssicherung ist kein Grund für vorzeitige Mahd, wie fast überall in Bruchsal, wo solche Streifen bisher unbekannt sind.
Nur der Kreisel am Kraichgau-Center ist noch optimierungsfähig und besteht aus zu vielen nicht heimischen Arten. Das kann ja noch werden…
Die AGNUS gratuliert dazu! Hier haben die Stadt Bretten und der Naturgarten e. V. bewiesen, dass es möglich ist, ohne „Verkehrssicherungs-Probleme“ und mit vertretbarer Pflege ein dekoratives Stadtgrün mit heimischen Arten herzustellen. Besonders löblich: Es wurden offensichtlich keine der berüchtigten „Wildblumenmischungen“ verwendet, sondern tatsächlich heimische Arten.
Wir hoffen, dass dies ein Vorbild auch für die Stadt Bruchsal sein kann. Nicht überall wird es möglich sein, einen derartigen Aufwand zu treiben, aber Ansätze darauf können hoffentlich kurzfristig auch in Bruchsal übernommen werden.
(8.6.2021, am 9.6.2021 ergänzt, MHa)