Oben: Die Wiederherstellung der Wiesen in der Saalbachaue auf der Außengemarkung Bruchsal südlich von Hambrücken ist das Lebenswerk von Franz Debatin vom NABU Hambrücken. Viele Millionen Fördergelder und Spenden sind über die Jahrzehnte hineingeflossen. Aber auch der "Wiesenarbeitskreis Pfinz-Lusshardt-Auen" und die umliegenden Gemeinden haben maßgeblich dazu beigetragen. Umso schlimmer, dass die aktuelle Planung einer Güterbahntrasse zwischen Graben und Karlsruhe plötzlich diese Erfolgsgeschichte bedroht!

 

Neues Grünland für die Rheinebene!(?)

Wiesen waren früher allgegenwärtig, von Feuchtwiesen in der Rheinaue bis zu blütenreichen Magerrasen im Kraichgau. Der Biotoptyp "Glatthaferwiese" gehört seit über 1000 Jahren zu Mitteleuropa.

Nachdem die Wälder sich durch intensive Forstwirtschaft im 20. Jahrhundert verdunkelten und artenarm wurden, blieben die Wiesen unser großflächigstes Ökosystem, oft im Gemisch mit Streuobstbeständen. Besonders in der Rheinebene wurden die Wiesen auf den nährstoffarmen Sandböden durch Wässerung mit Nährstoffen angereichert (zur Geschichte siehe hier).

Ab den 1980er Jahren nahm die Fläche artenreicher Wiesen überall dramatisch ab. Der Hauptgrund war nicht etwa der Flächenverlust selber, sondern die Umwandlung in Pferdekoppeln, Überdüngung (und nachfolgende Artenarmut) sowie der Umbruch in Ackerland. Seit ca. 1960 haben wir geschätzt rund zwei Drittel der Fläche verloren!

In den 1990er Jahren zeichnete sich eine neue Option ab: damals war der Trend zu intensiver Landwirtschaft nicht so stark wie heute, und viele Landwirte waren an alternativen Modellen interessiert. Das erfolgreichste Modell war die "Saalbachaue", wo der NABU Hambrücken einen Landwirt dazu bringen konnte, wieder großflächig auf extensive Wiesenbewirtschaftung umzuschwenken, gefördert durch Naturschutzmittel von Land und Kommunen sowie durch private Spenden.

Mitte der 1990er Jahre wurde die Geschichte der Wiesen der Rheinebene im Buch "Wiesenwässerung" dokumentiert. Die AGNUS initiierte damals die Gründung eines "Wiesenarbeitskreises" aus:

  • Vertretern der lokalen Kommunen (Philippsburg, Hambrücken, Forst, Bruchsal, Stutensee, Dettenheim etc.)
  • Vertretern der Naturschutzbehörden (Landratsamt, Regierungspräsidium, Landschaftspflegeverband)
  • Vertretern der lokalen Naturschutzverbände

Der Wiesenarbeitskreis wurde institutionalisiert und arbeitet bis heute. Ziel ist die Förderung von extensiven Wiesen, die Unterschutzstellung und die Organisation einer effizienten Pflege. Damit sollen diese wichtigen Biotope für die Zukunft erhalten und gefördert werden.

Viel Anstrengung ging notwendigerweise in das Großprojekt "Saalbachaue", aber auch andernorts konnten Erfolge erzielt werden (vor allem in Dettenheim). Neben der "Wagbachüberleitung" wurden auch einige andere Bäche und Gräben reaktiviert, z. B. der Graben zwischen Büchenau und Spöck.

Dagegen machte der Siedlungsdruck in Bruchsal, Forst, Stutensee oder Karlsdorf-Neuthard vielen guten Ideen einen Strich durch die Rechnung. Temporär konnten zwar einige neue Flächen geschaffen werden (z. B. westlich von Bruchsal), ein Teil davon wurde aber mittlerweile wieder durch Baumärkte oder die SEW-Erweiterung überbaut (wie immer ohne Ausgleich!).

(MH)