Wälder rund um Bruchsal - von überaus trocken bis zum sumpfigen Moorwald!

 

Das Bruchsaler Gebiet besitzt - in Anbetracht der hohen Siedlungsdichte - noch relativ viele, teilweise groß­flächige Wälder. Besonders bemerkenswert ist die große Vielfalt der vorkommenden Waldtypen: vom sumpfigen Erlen­bruch der Rheinebene und Quellwald des Hügellands bis zum trockenen Kiefernheidewald der Ebene und extrem trockenwarmen Stein­samen-Eichenwald des Hügellands. Nicht verwunderlich ist daher der extrem hohe Artenreich­tum und die besondere Bedeutung der Wälder als letzte großflächige Biotope des Gebiets.

Die flachen Wälder der Hardt sind durch ihre pfeilgerade geführten Alleen und Wegesterne bemerkenswert, die im Barock durch die Fürsten von Speyer (Re­si­denz in Bruchsal) und Karlsruhe angelegt wur­den. Dabei spielten das Symmetriedenken und die Zentralgewalt im Ba­rock eine große Rolle; traditionelle Wege ("Schornstein­fegerwege") wurden bewusst un­ter­drückt oder deren Benutzung sogar verboten.

Seit Anfang der 90er Jahre rächt sich die einseitige Forstpolitik mit Bevorzugung der Kiefer, da in der Ebene durch Grundwassersenkung und viel zu dich­te Pflanzung (Stangenwälder) die Kiefern sehr stark geschädigt wurden und in vielen Revieren großflä­chig absterben. Schädlingsbefall lässt dann auch nicht lange auf sich warten, ist aber nicht die Ursa­che, sondern nur eine Begleiterscheinung der Schädi­gungen. Die Grundwassersenkung ist generell eine wichtige Ursache für die Veränderung der Flora und Fauna der Wälder. Rippberger (1988) untersuchte dieses Phänomen durch Vergleich der Waldvegetation mit den Erhe­bungen von Oberdorfer (1934). Die Flä­che des Erlenbruchs nahm - wie erwartet - am stärksten ab, gefolgt vom Eschenwald. Dagegen ist die Gesamtfläche der Eichen-Hainbuchenwälder in etwa gleich geblie­ben.

 

Waldgeschichte

Die Wälder haben bei uns eine vielfältige Forstge­schichte hinter sich, die z. B. von Musall ausführlich untersucht wurde. Schon mehrfach wurde die Nutzungsart vollständig geän­dert. Im Mit­telalter war die "Mittelwaldwirtschaft" mit Schweineweide und hohem Eichenanteil besonders wichtig. Heute noch künden die letzten großen Alt­eichen von dieser Zeit. Seit dem 18. Jahrhundert wurde dann in der Rhein­ebene der Anteil an Kiefern ständig gesteigert, so dass heute der Großteil der troc­kenen Wälder der Rheinebene aus Kiefern be­steht. Diese Wälder verarmten sehr stark; in vielen Nadel­holz-Monokulturen kommen fast keine Arten mehr vor. Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts waren die Wälder des Untersuchungsgebietes fast reine Laub­mischwälder. Im Kraichgau dominierte die Bu­che, an wärmeren Hän­gen auch die Eiche und Hain­buche. In den feuchten Niederungen der Rheinebene waren die Erle und die Esche tonangebend, auf et­was troc­kenerem Boden die Stielei­che, Hainbuche und Bu­che. Der trockene Laubmischwald aus Ei­chen, Bu­chen und Hainbuchen bedeckte die größten Flächen der Hardtplatten auf sandigem Unter­grund.

Nach archivarischen Befunden (in Philippi 1970) wurde die Kiefer erstmals im 16. Jh. im Gebiet ein­geführt, aber erst im 19. Jh. begann nach Hausrath (1898) der verstärkte Anbau dieses Nadelbaumes auf den trockenen Hardtplatten, zum einen wegen der gesunkenen Brennholzpreise, zum anderen we­gen des vergrößerten Nutz­holzbedarfs (1914 war nach Hausrath 50% der erzeugten Holzmasse Nutzholz). Der Kieferanbau wurde daraufhin stark forciert (Samen v.a. aus dem Nürnberger Reichs­wald), so dass schon 1885 der Gemeindewald Gra­ben zu 80% aus Kiefemwald (Musall 1969) bestand, und heute die Hardtflächen mit Kiefernforsten und Kiefernmischwäldem bedeckt sind und nur noch Re­ste eines ehemaligen Laub­mischwaldes auf den trockenen Sandflächen zu finden sind. Natürliche Kiefernvor­kommen, die von Oberdorfer (1936) noch diskutiert wurden, sind nach Philippi (1970) für das [Bruch­saler] Gebiet unwahrscheinlich, da an den meisten Standorten der Kiefer Laubhölzer nach­wachsen und auch die relativ hohen Jahresnieder­schläge von 700 bis 750 mm im Unter­suchungsge­biet nicht für ursprüngliche Kiefemwälder spre­chen.

Die Wälder der feuchten Niederungen haben sich bis heute in ihrer Artenzusammen­setzung nur insoweit verändert, als in jüngster Zeit Hybridpappeln und der Bergahorn in größeren Mengen eingebracht werden. Seit dem 2. Weltkrieg wird vor allem die Douglasie als schnellwüchsiger Modebaum angepflanzt. Da­durch wurden zahlreiche wertvolle Waldteile im Gebiet vernichtet, besonders im Hügelland, wo Bu­chen-Eichen-Misch­forsten oder Buchen-Hallenwäl­der in äußerst artenarme Douglasienforsten umge­wandelt wurden (bis heute noch im Heidelsheimer Wald). In der letzten Zeit kommt mit der Roteiche ein wei­terer Modebaum dazu. Sie ist recht trockenheitstole­rant und gilt auf sandig-trockenen Standorten der Rheinebene als Alternative zu Kiefer und Douglasie. Leider besitzt die aus Amerika stammende Roteiche bei uns nur ein rudimentäres Ökosystem; die Wäl­der sind ebenfalls sehr artenarm. Die Roteiche wird daher vom Naturschutz genauso wie die Douglasie strikt abgelehnt. Daneben sind auf der Gemarkung viele andere Ar­ten fremdländischer Herkunft als kleinflächige Ver­suchs­pflanzung zu finden (Großtanne, Weymouth­kiefer, Mammutbaum u.v.a.). Solange sich ihre Pflanzung auf Säume, Einzelbäume oder Kleinstflä­chen beschränkt, ist dagegen wenig einzuwenden.

Ein Wechsel von der Nutzung des Waldes als "Holzfabrik" nach betriebswirtschaftlichen Gesichts­punkten hin zu einer ökologischen Nutzung als Ar­tenreservoir und "Grüner Lunge" ist zwar in Ansät­zen sichtbar, wird aber in der großräumigen, prakti­schen Verwirklichung noch lange auf sich warten lassen. Bis in die letzten Jahre wurden auf Bruchsa­ler Gebiet noch artenreiche Laubwälder umgewan­delt. Die ersten Schonwaldverordnungen sind aber bereits verabschiedet worden; die Eiche erhält wie­der höhere Priorität.

 

Waldnutzung in früherer Zeit

Die Hauptnutzung des Waldes besteht in der Holz­gewinnung als Brennholz und Nutzholz. Im Mittelal­ter wurde das Holz v.a. im Mittelwaldbetrieb ge­wonnen, d.h. der Niederwald, das Unterholz, wurde zur Brennholzgewinnung verwendet, der Kern­wuchs aus Samen, das Oberholz, war wertvolles Baumate­rial und, da masttragend, wichtig für die Schweine­mast. Im 19. Jh. kam die Niederwaldbetriebsart stärker auf, da der Brennholzbedarf stark gestiegen war (Bevölkerungszunahme etc., vgl. Musall 1969), wobei die Umtriebszeit zwischen 10 und 30 Jahren schwank­te. Dadurch wurden ausschlagfähigere Baum­arten wie Hainbuche und Eiche gefördert, wäh­rend die Buche etwas zurückgedrängt wurde. Zu er­kennen sind die Folgen dieser Wirtschaftsweise heute noch am Vorkommen eines Eichen-Hainbu­chenmischwaldes im Kraichgau an potentiellen Bu­chenstandorten (Philippi 1982), so z.B. am 'Näher­kopf' und im 'Römerich' im Forstdistrikt Eichelberg.

Die Hochwaldbetriebsart wurde v.a. seit 1750 ver­stärkt angewendet und entwickelte sich bis heute zur Hauptbetriebs­art weiter. Diese Hochwaldbewirtschaf­tung erfolgt meist im Kahlschlagverfahren, bei dem der gesamte Bestand abgeholzt und die Freifläche neu eingepflanzt wird. Dadurch wächst ein gleichalt­riger, nicht abgestufter Bestand heran, der bis zur Hiebreife regelmäßig ausgedünnt wird und schließ­lich zu Hallenwäldern führt, bis sich mit der Abhol­zung der Kreislauf wiederholt. Daneben sollte man noch den Femelbe­trieb nennen, bei dem die Wald­bestände dauernd alle Altersstufen von der einjähri­gen Pflanze bis zum haubaren Stamm (Plenterwald) in Mischung aufweisen und durch stückweisen Hieb Lücken für den Unterwuchs entstehen und somit ein abwechslungs­reicheres Waldbild geschaffen wird als beim Hochwaldbetrieb.

Die Nutzung des Waldes neben der Holzgewinnung bestand im Mittelalter v.a. in der Waldweide durch Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine. In Fruchtjah­ren von Eiche und Buche wurden die Schweine zur Mast in den Wald getrieben, so wurde nach Hausrath (1898) für die Lusshardt die Zahl von 20000 Schweinen bei guter Mast für mästbar ange­geben (die Wertmessung des Waldes erfolgte in die­ser Zeit nach der Zahl der mästbaren Schweine).

Nach dem Übergang zur Stallfütterung in der zweiten Hälfte des 18. Jh. bis ungefähr 1850 (vgl. Hausrath 1914) wurde hauptsächlich die Streunutzung be­trieben, da nun ein Bedarf an Einstreu für die Stall­haltung bestand. Es gab dabei verschiedene Arten der Streunutzung: Unkrautstreu: Farne, Ginster und Heidekraut wurden dabei mit der Sichel ent­fernt; Rechstreu: Laub, Moose und Nadeln wurden mit dem Rechen eingesammelt. Alle diese verschiedenen Nebennutzungsformen entzogen dem Wald natürlich wichti­ge Nährstoffe und trugen zu einer Verarmung und Auslaugung des Bodens bei. Erst in den 40er Jahren dieses Jahrhun­derts kam diese Nutzung vollständig zum Erliegen.

 

Besitzverhältnisse

Die größten Wälder des Gebiets waren früher im Besitz der Landesherren, so die Lusshardt, der Kam­merforst, der Hardtwald und die Büchenauer Hardt sowie der Eichelberg. Dies ist heute noch an dem durch sie gelegten Waldwegenetz zu erkennen, dessen Hauptwege rechtwinklig zur Bruchsaler Schlossallee verlaufen und dessen Querwege die Wälder in gleich große Quadranten unterteilen. Noch heute ist deshalb ehemaliger Wald nicht nur am Gewannamen (z. B. "Grasiger Schlag") nord­westlich von Bruchsal), sondern auch am regel­mä­ßi­gen Wegenetz deutlich zu erkennen.

Nur wenige Ortschaften hatten und haben größeren Flächen an Gemeindewald vorzuweisen, wie z. B. Graben, Bruchsal und Weingarten. Privatwald in Bauernbesitz gab es praktisch nicht. Den Bauern war es jedoch gestattet, sowohl den Gemeinde- als auch den herrschaftlichen Wald durch Viehweide zu nutzen und ihr Brennholz darin zu holen. Diese Nutzung wurde allerdings schon im 15. Jhdt. durch erste Waldordnungen gelenkt bzw. eingeschränkt, denn der Schaden durch die starke Beweidung am Jungwuchs und durch Abrieb am Alt­holz war wohl beträchtlich (vgl. Musall 1969). In der Waldordnung des Hochstiftes Speyer von 1528 wurde neben der Umsteinung der an die Wälder grenzenden Wiesen und -äcker auch die Umsteinung der Wälder selbst vorgeschrieben und nachfolgend auch überwacht, um unerlaubten Ro­dungen vorzubeugen, die aufgrund des starken Be­völkerungsanstiegs bis zu Dreißigjährigen Krieg von den Bauern des öfteren vorgenommen wurden, um neue Anbaufläche zu gewinnen. Diese landesherr­li­chen Wälder sind heute in Staatswälder umgewan­delt, die somit den Großteil des Gebiets aus­ma­chen. Die Gemeindewälder blieben, was sie waren.

 

 

Wälder des Kraichgauer Hügellands

Die Wälder des Kraichgauer Hügellands sind viel­gestaltig; die weitaus größte Fläche wird jedoch von einem relativ warmen Buchenwald bedeckt. Monta­ne Fichtenwälder fehlen; die kühlsten Wälder finden sich in den Klingen des vorderen Kraichgaurands (Ungeheuerklamm) sowie auf "Hochflächen" des Kraichgaus nördlich von Heidelsheim sowie zwi­schen Jöhlingen und Gondelsheim.

Feuchte Wälder sind nur sehr kleinflächig repräsen­tiert. Hier muss man zwischen Bachauenwäldern (hauptsäch­lich in der Kraichbachaue und an den Nebenbächen des Kraichgaus) und sehr kleinflächi­gen Quellwäldern unter­scheiden. Im Gegen­satz zur Rheinebene sind die verschiede­nen Waldtypen durch fließende Übergänge mit­ein­ander ver­bunden und so nur schwierig voneinander abzugrenzen.

Der ursprüngliche Wald des Hügel­lands war wohl meist ein recht artenarmer Rotbu­chenwald (Luzulo‑Fagetum), der an vielen Stellen heute durch vermehrte Anpflanzung von Nadelholz zum Mischwald oder durch Eutrophierung zu einem reicheren Buchenwald umge­wandelt ist.

 

Feuchtkühle Wälder der Kraichgau-Hochflä­che

Im Bruchsaler Gebiet kommen keine montanen oder submontanen Wälder vor. Das "Extrem" wird durch mäßig kühle Buchen- und Laubmischwälder auf den Hochflächen des Kraichgaus gebildet: vor allem nördlich von Heidelsheim entlang des Hügelkamms sowie zwischen Jöhlingen und Gondelsheim. Einige wenige Pflanzenar­ten sind Indikatoren für kühlen Einfluss in den Wäldern: Hasenlattich (Prenanthes purpurea) bei Heidelsheim, Purpurne Stendelwurz (Epipactis purpurata) bei Jöhlingen und Bretten oder Christophskraut (Actaea spicata) und Heidelbeere (Vaccinium myrtil­lus) bei Obergrombach.

 

Klingen des vorderen Kraichgaurands

Die Ungeheuerklamm ist die größte einer Reihe von schluchtartigen Klingen (Klammen), die sich im Be­reich zwischen Bruchsal und Karlsruhe‑Durlach aus­gebildet haben. Die Randhügel sind in dieser Region durch den hier anstehenden relativ harten Muschel­kalk und die Steilheit des Anstiegs - im Gegensatz zum Gebiet nördlich von Bruch­sal - lebhaft profiliert. Im übrigen Kraichgau ist eine Gelegenheit zur Bil­dung von tiefen Erosionsschluch­ten oder -rinnen kaum gege­ben. Dort sorgen relativ weicher Keuper bzw. Jura und die mächtige Lössdecke für eine sehr sanfte Geländemodellierung. Im Muschelkalkgebiet stehen rund 250 m ‑ 270 m hohe Berge am Rand der Rhein­ebene an. Zwischen ihnen haben sich in manchen Tälern sehr steile Klingen eingeschnitten.

Dabei wurde die Klingen­bil­dung durch mehrere Faktoren begünstigt. Aufgrund der stets nur relativ dünnen und stark sandigen Löss­auflage am westli­chen Kraichgaurand konnte, an­ders als im zentralen Kraichgau, nur we­nig Löss von den Hügeln in die Täler eingeschlämmt werden. Die Tatsache, dass die Hügel mit Wald be­standen sind, bedingte eine zusätzliche Ver­ringerung der einge­schlämmten Löss‑ bzw. Sedi­mentmenge. Das lebhaf­te Geländeprofil und die großen Stei­gungen führten außerdem zu einer ho­hen Erosionstätigkeit des Wassers, wie sie im Kraichgau ansonsten nicht üb­lich ist.

Zwischen Durlach und Bruchsal bildeten sich so ins­gesamt fünf Klingen oder Klammen aus, die rela­tiv eng und damit verkehrstechnisch sehr ungünstig sind und daher stets mit Wald bestanden blieben: die "Werrabronner Klamm" zwischen Weingarten und Grötzingen, "Grund" und "Schindgas­se" am Ei­chelberg zwischen Bruchsal und Untergrombach, der "Roschelweg" zwischen Kopfbuckel und Berg­wald südlich von Untergrombach sowie die "Ungeheuer­klamm". Letztere ist bei weitem am tief­sten und weist die höchste floristische Reichhaltig­keit aus. Die Ungeheuerklamm hat sich in ihren tiefsten Tei­len bis zu 15 m eingeschnit­ten. Diese Erosion wurde zusätz­lich dadurch begünstigt, dass die Ungeheuer­klamm sich als einzige der Klammen eine konstante Wasserfüh­rung hat. Dabei kann es sich nicht nur um Oberflächenwasser handeln, denn die "Schindgasse" am Eichelberg mit einem größeren Einzugsgebiet führt weniger Wasser als die Ungeheuerklamm. Es liegt nahe, dass es sich hier um Quellwasser handelt, wie es auch ansonsten in den Muschel­kalkgebieten des vorderen Kraichgauran­des und speziell am Gra­benbruch häufig auftritt.

Seit Anfang der 90er Jahre ist zu beobachten, dass durch zunehmende Trocken­heit und geringe Grundwasserstände auch in der Ungeheuerklamm die Perioden der Trockenheit im­mer länger werden. Das Kleinklima der tiefen Klingen des westlichen Kraichgaurandes ist durch feuchtkühle, für den westlich-zentralen Kraichgau sehr ungewöhnliche Bedingungen geprägt. Dies wird durch die, beson­ders in der Ungeheuerklamm ständig vorhan­dene Wasserführung und damit Luftfeuchtigkeit verur­sacht, aber auch durch die schatti­gen Lage der tie­fen Teile der Klamm. Die Klingen dienen daher als inselartige Trittsteine für eine Vegetation der kühlfeuchten Kalkschluchten, die ansonsten nur vom Nordschwarzwald aus bis in den südlichsten Kraichgau ausstrahlt und sich erst wieder im südlichen Odenwald (Königstuhlgebiet) findet.

Manche dieser submontanen Arten kommen im Gebiet fast nur in der Ungeheuerklamm vor. Als Beispiele dafür können dienen: die Bergulme (Ulmus glabra), die Waldsimse (Luzula sylvatica) und der Dornige Schildfarn (Polystichum lobatum). Weitere in der Region seltene Arten ähnlicher Bio­tope wie das Christophskraut (Actaea spicata) run­den das Bild ab. Eine für den westlich-zentralen Kraichgau floristi­sche Besonderheit kühl‑schattiger Laubwälder bildet auch das Lang‑ oder Schwertblättrige Waldvögelein (Cephalanthera longifolia), das über mehrere Jahr­zehnte nur von der Ungeheuerklamm bekannt war. Es wird regelmäßig erst wieder in der Gegend von Durlach gefunden. In letzter Zeit ist auch bei Hei­delsheim noch ein weiterer Standort entdeckt wor­den. In ähnlichen Biotopen kommen auch die Hän­gesegge (Carex pendula subsp. agastachys) und die Dünnährige Segge (Carex strigosa) vor. Ziemlich rätselhaft ist ein über Jahre hinaus belegtes Vorkommen eines einzigen Exemplars des Hirsch­zungen­farns (Phyllitis scolopendrium). Er kommt normalerweise in Kraichgau und Oberrheinebene nur anthropogen vor (z. B. in Brunnenschächten, Philippi in Flora BW, Bd.1), könnte aber in der Un­geheuerklamm ein natürliches, weitab vom Haupt­verbreitungs­gebiet liegendes Vorkommen besitzen.

Die größte Bedeutung der Ungeheuerklamm liegt allerdings in ihrer Moos‑ und Flechtenflora. Sie ist Standort von ungefähr 30 ‑ 40 Moosen der feucht­kühlen Kalkschluchten, die regional fast nur in die­sem Gebiet gefunden werden. Lebermoose sind durch die kühlfeuchten Bedingungen besonders be­günstigt. Unter den vielen Moosarten der Klamm sollen hier nur wenige Besonderheiten erwähnt wer­den: Das Bäumchenmoos (Thamnobryum alopecurum) wächst in schattigen, feuchten Schluchten auf Fel­sen. In der Region existiert möglicherweise nur die­ser einzige Fund­ort. Das Berandete Sternmoos (Mnium marginatum) und Amblystegiella confervoides sind an Kalkfelsen gebunden. Dick­blatt-Plattmoos (Plagiothecium succulentum) und Hohlblättriges Plattmoos (Plagiothecium cavifolium) besiedeln feuchte Waldböden in schatti­gen Wäl­dern. Beide sind in der Region bisher nur an schatti­gen Stellen des vorderen Kraichgaurands gefunden worden. Weitere submontane Arten der Klamm sind Kamm-Moos (Ctenidium molluscum), Etagen­moos (Hylocomium splendens) und Felsenschlafmoos (Homomallium incurva­tum).

 

Quellwälder des Hügellands

Im Kraichgau treten an zahlreichen Stellen kleine Quellen zutage, die innerhalb der Wälder von einem klein­flä­chigen, feuchten Wald umgeben sind, oft weniger als 1 ha im Umfang. Philippi (1982) hat die Quellwälder zusammen mit den Bachauenwäl­dern des Kraichgaus systematisch untersucht und dabei recht große Unter­schiede zwischen den ein­zelnen Standorten gefunden. Diese sind offensicht­lich durch die sehr unterschied­liche Wasserführung, forstliche Bewirtschaftung und die räumliche Isola­tion bedingt. Trotzdem lassen sich Gemeinsamkeiten der Quell­wälder angeben.

Die Baumschicht besteht meist aus Erle, Esche und Pappel. Viele Sträucher (Schneeball, Prunus-Arten, Haseln) bilden vor allem in den mäßig feuchten Randbereichen einen dichten Unterwuchs; die Kernzonen der Quellwälder sind aber häufig relativ licht.

Die Krautschicht ist je nach Lichteinfall fast geschlossen und besteht im wesent­lichen aus Seggenarten (Carex strigosa, Carex syl­vatica, manchmal Großseggen) mit eini­gen Blü­tenpflanzen (Sumpfdotterblume, Wald-Schlüssel­blume, das Bittere Schaumkraut Carda­mine amara). Moose sind häufig, artenreich und wachsen stellen­weise flächendeckend in großen Polstern, bemer­kenswert besonders das Quellmoos Cratoneuron fi­licinum. Arten der Röhricht- und Staudenfluren (Großseggen, Bittersüßer Nacht­schatten, die Kugel­karde Dipsacus pilosus, Blutweiderich, Gilbweiderich etc.) kommen nur randlich oder an offenen Stellen vor. In etlichen Quellwäldern des Kraichgaus reicht die Wasserführung nicht für die Erzeugung eines stän­dig flie­ßenden Baches aus, das Wasser "steht" le­diglich in einem mehr oder weniger großen, feuch­ten Becken. Nur zu Zeiten der Schneeschmel­ze oder von starken Niederschlägen laufen diese Bec­ken über.

Am auffälligsten ist dies beim "Röhrlesbrunnen"; dort befindet sich unterhalb des Quellwaldes nicht einmal mehr ein Graben zum Auf­fangen von Wasser. Ein "klassischer" Quellwald liegt im Heidelsheimer Wald oberhalb des "Königssee", leicht vom einem parallel führenden Waldweg aus zu betrachten. Hier sehen wir im wesentlichen jungen Erlenwald mit Seggen als Bo­dendecker: Ganz ähnlich auch der Quellwald entlang der Straße Heidelsheim - Gon­delsheim; hier liegt ein ty­pischer Fundort des winzi­gen, auf Erlenbruchwälder angewiesenen Mooses Microlejeunea ulicina. Als flächenhaftes Naturdenkmal geschützt ist der Quellwald im Röhrlesbrunnen östlich von Ober­grombach mit Großseggenbeständen. Er ist in den letzten Jahren durch verminderte Wasserführung stark in Mitleiden­schaft gezogen worden und fast ausgetrocknet. Einen Übergang zwischen Quellwäldern und Bachauenwäldern bilden u. a. die Wälder im "Loch" nördlich von Heidels­heim (mit einem schönen Quellbächlein) und die Wassererlen im Heidels­heimer Wald. Die "Wasser­erlen" sind besonders ar­tenreich und lohnen eine Exkursion allemal: das normalerweise nur in höheren Lagen vorkommende Waldvergissmeinnicht Myosotis sylvatica, viele an­dere Blütenpflanzen, Libellen- und Schweb­fliegenar­ten sind bereits vom Weg aus bequem zu beobach­ten.

Obwohl nicht im engeren Bruchsaler Gebiet vertre­ten, sollte man auf die eigentlichen Kalksinterquel­len hin­weisen. Ein besonders schönes Beispiel dafür liegt nordwestlich von Odenheim im flächenhaften Naturdenkmal "Silzbrunnen". Hier bauen die stark kalkhaltigen Quellen meterhohe Sinterterrassen auf. Das Kalk-Quellmoos Cratoneurum commutatum wächst als Spezialist direkt auf den Kalkausblühun­gen.

 

Bachauenwälder im Hügelland

Sehr nah verwandt zu den Quellwäldern sind die Bachauenwälder des Kraichgaus, ebenfalls von Philippi (1982) untersucht. Auf der Gemarkung Bruch­sal selbst kommen (mit der Ausnahme der oben erwähnten Über­gangs­fälle "Wassererlen" und "Loch") praktisch keine Bachauenwälder mehr in den zum Kraichgau zählenden Teilen des Kartie­rungs­gebiets vor. Das Saalbachtal war offensichtlich schon sehr früh intensiv landwirtschaftlich und durch Wiesen genutzt worden. Zwischen Bruchsal und Heidelsheim sind die Waldreste stark durch Pappel­pflanzungen ver­ändert worden; lediglich am Schwallen­brunnen stockt noch ein Rest eines Bachauenwaldes.

Reich an typischen Bachauenwäldern sind besonders das Kraichbachtal und seine Nebentäler: der Erlen­bruchwald zwischen Münzesheim und Gochsheim mit alten Torfstichen und das Naturschutzgebiet "Weiher­bachaue" östlich von Münzesheim sowie das Feuchtgebiet am Hühnerberg südlich von Neuen­bürg sind nur einige Beispiele. Ganz im Gegensatz zu den Quellwäldern sind die Bachauenwälder dicht mit Sträuchern und Röhricht bestan­den; ein Durchkommen zu Fuß ist oft nicht möglich. Die Erle dominiert im Baumbestand. An Kanälen und Wasserarmen wachsen Moose und Sumpf­dotter­blumen. Zwischen Seggen und Röhricht wachsen viele Pflan­zenarten, die wir auch aus feuchten Hochstaudenfluren kennen: Bittersüßer Nachtschatten, Wolfstrapp, Schlamm-Vergissmein­nicht, Blut- und Gilbweiderich, Brennesseln.

 

Feuchtere Laubmischwälder

Kurze Erwähnung soll eine Gruppe von Waldtypen finden, die die Übergänge von den feuchten Quell- und Bachauewäldern zu den "normal" trockenen Buchenwäldern bildet. Meist ist dies ein Streifen rund um die feuchten Wälder. Im Gegensatz zum Buchen-Hallenwald ist eine deutliche Krautschicht aus Gräsern und Moo­sen ausgebildet. Für viele Blü­tenpflanzenarten reicht das Licht nicht mehr aus. Normalerweise würde man diese Wald­arten zu den frischen Ahorn-Eichenwäldern stellen. Oft bildet sich auch ein solcher Wald aus einem ehemaligen Quellwald durch Trockenfallen - so süd­östlich des Scheckenbronner Hofes nord­östlich von Obergrombach. Typische Pflanzen sind z. B. die Mierenarten Stella­ria uliginosa und S. aquatica oder auch die an staufeuchte Waldböden gebundenen Schaum­kräuter Cardamine flexuosa und C. impatiens. Auch die Wald-Schlüsselblume Primula elatior findet hier gute Wuchsbedingungen.

 

Reiche Buchenwälder

In den Wäldern des Kraichgauer Hügellands sind alle Übergänge zwischen "reichen" Laubwäldern auf nähr­stoffhaltigen, tiefen Böden und trockenen Laubwäldern zu finden. Ihre Klassifikation macht einige Schwierig­keiten; die forstliche Standortskarte weist zahlreiche Grundtypen aus. Als zwei unter mehreren Typen seien hier die Waldmeister-Bu­chen­wälder (Asperulo-Fageta) oder die Waldlab­kraut-Eichen-Hainbuchenmischwälder (Galio-Car­pi­ne­ta) genannt, die am vorde­ren Kraichgaurand (z.B. am Eichelberg) den Übergang zwischen feuch­ten Eichen-Hainbuchenwäldern und trockenen Bu­chen-Hallenwäldern bilden. Auch der Untergrund spielt eine große Rolle: so sind auf Keu­per im Nord­osten des Gebiets bzw. auf Gemar­kung Kraichtal deutlich andere Wälder als über Muschel­kalk zu fin­den. Dabei handelt es sich fast immer um von der Buche dominierte Waldtypen mit mehr oder weniger hohen Antei­len an anderen Laubbaumarten (besonders Ei­che, daneben Hainbuche und Ahorn an frischeren Stellen). Die Strauchschicht ist lückig, aber gut aus­geprägt. Der Artenreichtum dieser Wälder hat durch Eutrophierung (vor allem Düngung aus der Luft) in den letzten Jahrzehnten offensichtlich deutlich zu­genommen. Viele Buchen-Hallenwälder (s.u.) sind mit Sträuchern und Kräutern "angereichert" worden. Ein Beispiel dafür mag die offen­sichtliche Zunahme von Tollkirsche (Atropa belladonna) oder Stinkender Nießwurz (Helleborus foetidus) bieten. Weitere Leit­arten sind z. B. Galium sylvaticum (Waldlab­kraut), Berg-Johanniskraut (Hypericum monta­num) oder Carex flacca (Blaugrüne Segge) an lichteren Stel­len. Daneben kommen zahlreiche Waldgräser (Festuca-, Bromus-, Poa-Arten oder Milium effusum) auf, Waldorchideen finden hier ihren Lebensraum. Besonders schön sind lichtere Stellen an kleineren Schlägen oder -wegen. Hier ist das Hauptbiotop der Wald­orchideen (Orchis purpu­rea, Cephalanthera ru­bra, Epipactis helleborine, E. muelleri, E. purpurata u. v. a.). Daneben spielen für die Artenzunahme Faktoren wie der etwas geringere Buchenanteil und damit weniger nicht verrottendes Laub auf dem Waldbo­den oder mehr Licht durch häufigere Nutzung wohl eine Rolle. Sinn- und maßvolle Waldnutzung kann also durchaus zu einer Bereicherung von Flora und Fauna führen. Die mäßig trockenen, reicheren Laubwälder sind im Hügelland noch großflächig zu finden. Sie sind vor allem durch falsche Forstpolitik (Aufforstung mit Douglasien) bedroht. Besonders schöne Bestände gibt es noch am Eichelberg, am Bergwald oder im Großen Wald zwischen Obergrombach und Helms­heim. Auch die Gemar­kung Kraichtal ist reich an solchen Flächen.

 

Das Luzulo‑Fagetum (Hainsimsen-Buchenwald)

Dieser eigentliche "Buchen-Hallenwald" des Hügel­lands (siehe Bild ganz oben) wurde von Oberdorfer (1936) wegen seines typischen Erscheinungs­bildes "bodennackter Bu­chen­wald" genannt: hohe Rotbu­chen mit säulen­arti­gem Wuchs lassen viel freien Durchblick zwi­schen den Stämmen. Die Strauch­schicht ist kaum vor­han­den (nur selten Feldahorn und Süßkirsche), le­dig­lich an lichten Stellen (z. B. an Kahl­­schlä­gen oder Sturmwürfen) kommt eine inten­sive Naturver­jün­gung zustande. Die Krautschicht ist sehr lückig, da eine dicke Schicht des schlecht verrottenden Bu­chenlaubs die meisten Kräuter unterdrückt. Charak­terart ist z. B. die Waldsegge (Carex sylvatica) mit typisch horst­förmigem Wuchs. Namengebende Art ist die Weiße Hain­simse (Luzula luzuloides). Als Be­sonderheit kommt hier die saprophytische (von Mulm le­bende), chloro­phyllose Orchidee Neottia ni­dus-avis vor, deren bräunliche Blütenstände vor dem Hinter­grund des Laub­bodens kaum zu finden sind. Sie ist vor allem am vorderen Kraichgaurand (Eichelberg) nicht sel­ten. Jedoch täuscht die scheinbare Artenarmut des Bu­chenwalds darüber hinweg, dass es sich hierbei um eine alteinheimische, schon vor dem Menschen vorhandene Waldform handelt. Daher ist das Öko­system rund um die Buche sehr ausgeprägt. Wie durch Untersuchungen in einem Projekt des Lan­desmuseums und der Uni­versität Karlsruhe bei Ett­lingen gefunden werden konnte, ist der Buchen­waldboden von unzähligen Klein- und Kleinstinsek­ten sowie niederen Tieren bevölkert, die die lockere Struktur dieser tiefgründigen Laubschicht mit un­zähligen Hohlräumen und hoher Durchlüftung be­sonders bevorzugen. Ein Erhalt der Buchen-Hallenwälder ist daher unbe­dingt notwendig. Als Alternative kann lediglich eine An­rei­cherung mit anderen Baumarten und dadurch eine weitere Erhöhung der Artendiversität genannt werden (s. voriges Kapitel). Speziell die Eiche mit ihrem vielfältigen Ökosystem eignet sich hierzu be­sonders. Buchen-Hallenwälder sind im Gebiet im Hügelland noch weit verbreitet, besonders schön am Eichel­berg, Näherkopf, vorderen Bergwald, im Stöckig oder im südlichen Heidelsheimer Wald. Oft je­doch sind sie über 100 Jahre alt und stehen daher zur Nutzung an. Hierbei sind große Fehler began­gen worden: so ist z. B. der Heidelsheimer Wald durch Pflanzung von Douglasien schwer geschädigt worden. Auch am Bergwald wurde ein Großteil des Buchenwalds umgebaut. Erst in den letzten Jahren beginnt man zunehmend, mit Natur­verjün­gung zu experi­mentieren (z. B. an Eichelberg oder Näher­kopf).

 

Carici-Fageta ("Litho­spermo‑Querceta", Eichen-Stein­samen‑Wald) und andere war­me Eichen-Buchen­mischwälder des vorde­ren Kraichgaus

Die Leitart des äußerst trockenen und warmen Steinsamen-Eichenwalds, der Blaurote Steinsame (Aegonychon pur­purocaeruleum), ist im westli­chen Kraichgau nur inselartig verbreitet: im geplan­ten NSG "Unge­heuerklamm", am Eichelberg sowie an wenigen Standorten südlich davon bis ungefähr nach Grötzingen. Die andere Leitart der Ge­sell­schaft, die Flaumeiche (Quercus pubescens) kommt im Gebiet nicht vor und ist nur bei Weingarten-Wer­rabronn noch an wenigen Stellen vorhanden. Im Steinsamen-Eichenwald der Ungeheuerklamm sowie am vorderen Eichelberg zwischen Bruchsal und Unter­grombach wachsen zahlreiche regional und über­regional bedeutende botanische Raritäten. Diese las­sen sich in ver­schiedene Gruppen eintei­len:

1. Arten der Halb- und Saumtrockenrasen (Mesobrometa und Geranio-Sanguineta), die aufgrund der lichten, warm-trockenen Bedingun­gen in Steinsamen-Eichenwald eindringen kön­nen, so z. B. Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria), Bergminze (Calamintha sylvatica), Heilziest (Betonica officinalis), Mittlerer Klee (Trifolium medium) und besonders auffällig die Ästige Graslilie (Anthericum ramosum), norma­lerweise eine Art der Steppenheide-Trockenra­sen des Michaelsbergs.

2. Regionale Charakterarten der Gesellschaft, dar­unter neben dem bereits angesprochenen Blau­roten Stein­samen auch Ebensträußige Wucher­blume (Tanacetum corymbosum), Schwarze Platterbse (Lathyrus ni­ger), Frühlings­platterbse (Lathyrus vernus) sowie das ebenfalls im Früh­jahr blühende Gefleckte Habichts­kraut (Hiera­cium glaucinum). Erst 1992 wurde die Ac­ker-Glockenblume (Campanula rapun­culoides) in bei­den Biotopen für die Region wiedergefun­den. Der Hügelklee (Trifolium alpestre) besitzt hier einen weitab von seinen normalen Vor­kommen liegenden Außenposten. In der Unge­heuer­klamm sind aber nur wenige Pflanzen be­kannt, am Eichelberg ist die Art noch etwas häufiger. Eine besondere botanische Rarität ist eine Un­terart der Echten Schlüsselblume, die soge­nann­te Graufilzige Schlüsselblume (Primula ve­ris subsp. canescens). Diese kommt im Gegensatz zur Nominatunterart nicht in Wiesen, sondern in warmen Wäldern vor. Nach der Flora von Ba­den-Württemberg sind die nächsten Vor­kommen erst wieder am Kaiserstuhl bekannt.

3. Aus anderen Pflanzengesellschaften eindrin­gen­de Arten: die Färberscharte (Serratula tin­ctoria) hat hier einen der wenigen Standorte in der Re­gion; sie ist ansonsten eine typische Art mage­rer Feuchtwiesen.

Der Standort mit seiner sehr geringen Löss‑ oder Bo­den­auflage versauert extrem stark, wie bei­spiels­weise am Vorkommen von säureliebenden Pflanzen wie dem Besenginster (Cytisus scoparius) zu sehen ist. Auf diesen ausgehager­ten und versauer­ten Stellen bilden sich dann Moospolster aus, die eben­falls Stand­ort von zahlreichen seltenen und manchmal aus dem Gebirge stammenden Arten sind. Das Weiß­moos (Leucobryum glaucum) ist hier lokal häufig, ansonsten aber nur aus den sauren Wäl­­dern der Oberrheinebe­ne bekannt.

Zur lokalen "Berühmtheit" wurde der Diptam (Dic­tamnus albus). Dieser kleine Strauch mit über­aus dekora­tiven Blütenständen kommt in extrem war­men Wäldern und Säumen vor. Die nächsten größe­ren Vorkommen liegen erst wieder in der Tau­ber­ge­gend und bei Würzburg. Der kleine Bestand am vor­deren Eichelberg mit wenigen Pflanzen ist seit An­fang des 19. Jahrhunderts bekannt, wurde seither von vielen Botanikern be­sucht und in vielen Floren ge­nannt. Er kann sich aber wohl nicht selber erhal­ten und wurde vermutlich schon mehrfach durch zu­sätzli­che Pflanzungen "aufgefrischt".

Im Gegensatz zu den eigentlichen, noch weitgehend vorhandenen Eichen-Steinsamenwäldern steht es be­sonders schlimm um die südexponierten Über­gangsbereiche (eichenreiche, warme Buchen­wälder) mit vielen alten Eichen, die oft stark genutzt werden/wurden. Solche warme Ei­chenwälder fin­den sich im Gebiet z.B. an der SO‑Ecke des Stöckig SO Obergrombach (bereits weitgehend durch Auf­forstung mit Douglasien zer­stört) oder nördlich der Wassererlen bei Heidelsheim (stark gefährdet, dringend schonungs­bedürftig). Außerhalb des Ge­biets liegen interessante Flächen z.B. nördlich von Oberöwisheim am Pfannwald.