Wiesenwässerung in der Rheinebene: nicht nur Wasser, sondern auch Nährstoffe!

Oben: Die "Wagbachüberleitung"

 

Der lössreiche Kraichgau und die westlich angrenzende Rheinebene besitzen ein ungewöhnliches System von Gräben und Bächen mit mehrfacher Funktion. Die Bäche transportieren große Mengen des nährstoffreichen, kalkhaltigen Lösses mit sich und deponieren diesen in der Rheinebene, wo sie wegen des kaum noch vorhandenen Gefälles nur langsam fließen. Bereits die Altvorderen fanden heraus, dass man bei einer Ausleitung ("Wiesenwässerung") die mageren, sandigen Bachauen in der Rheinebene mit willkommenen Nährstoffen versorgen konnte. Bis zur "Erfindung" der Stalldüngung zur Mitte des 19. Jahrhunderts war dies ein Garant für zumindest geringe Erträge.

Über Jahrhunderte wurden ausgeklügelte Systeme von Gräben und Bächen geschaffen, die große Gebiete wie die Saalbachaue bewässerten und teilweise "über Flur" auf Dämmen geführt wurden. Diese verfielen im 20. Jahrhundert zunehmend. Im Buch "Wässerwiesen" wird diese Geschichte detailliert beschrieben.

Die AGNUS setzt sich seit langem für die Reaktivierung zumindest einiger Gräben und Wiesenwässerungen ein. Ein besonderer Erfolg war daher die so genannte "Wagbachüberleitung", die in den 2000er Jahren durch die Stadt Bruchsal zwischen Karlsdorf und Hambrücken gebaut wurde. Damit wird der Wagbach auf mehrere Kilometer wieder mit Wasser versorgt, und die Voraussetzungen für eine Reaktivierung der Wiesenwässerung in der Saalbachaue geschaffen. Außerdem wird das Grundwasser aufgefüllt, statt das Bachwasser ungenutzt in den Rhein abzuleiten.

Ob noch weitere derartige Projekte realisiert werden können, ist nicht sicher. Das ungebremste Siedlungswachstum in der Rheinebene und die vielen Straßen- und Bahnprojekte stehen vielen Ideen im Wege.