Bildergalerie: Besonders schützenswerte Pflanzen der Region
Die Edle Schafgarbe (Achillea nobilis) wächst an warmen Säumen und auf Magerrasen. Im westlichen Kraichgau gibt es nur noch ganz wenige Standorte am Michaelsberg und bei Zeutern. Eine Zeitlang befürchteten wir, dass die Bestände am Michaelsberg ganz erloschen wären, aber nach der Pflege des Hohlweges sind dort wieder etliche Exemplare aufgetaucht.
Der Blaurote Steinsame (Aegonychon purpurocaeruleum) ist eine Charakterart trockenwarmer Kalkwälder. An den Hängen der Schwäbischen Alb ist er häufig. Dagegen gibt es ihn im Kraichgau nur äußerst lokal im Muschelkalk des Näherkopfs und Eichelbergs.
Die dekorative Kornrade (Agrostemma githago) war früher wegen ihrer extremen Giftigkeit als Getreideunkraut gefürchtet und wurde sogar bekämpft. In den 1990er Jahren starben die letzten Exemplare Nordbadens schließlich aus. Neuerdings ist die Art in "Wildblumenmischungen" und "Blühstreifen" enthalten und taucht deswegen immer wieder einmal auf. Leider halten sich diese Bestände immer nur kurze Zeit. (Bild: Julia Kruse)
Der Kantenlauch (Allium angulosum) ist eine Charakterart magerer Feuchtwiesen der Oberrheinebene. In der Region war er praktisch ausgestorben. Durch die Pflege der Saalbachaue wurde er dort wieder etwas häufiger. Andere Stellen sind noch in den Oberbruchwiesen bei Graben, bei Dettenheim und Ubstadt-Weiher.
Der Blaue Gauchheil (Anagallis foemina) war bis in die 1990er Jahre eine Charakterart der mageren Lössäcker des Kraichgaus. In den letzten 20 Jahren ist er als Opfer intensiver Landwirtschaft dramatisch zurückgegangen und wohl weitgehend erloschen. Nur ganz selten kommen bei Umbruchmaßnahmen noch einige Exemplare aus der Diasporenbank ans Tageslicht. Er soll durch die AGNUS-Wildackerprogramme gefördert und erhalten werden.
Die Echte Ochsenzunge (Anchusa officinalis) ist eine Charakterart von Sandbrachen der Oberrheinebene. Sie liebt durchaus Nährstoffe und ist deswegen auch einmal auf alten Spargeläckern zu finden. Während man sie im Mannheimer Raum noch recht regelmäßig antrifft, ist sie im Landkreis Karlsruhe fast verschwunden.
Die Große Anemone (Anemone sylvestris) ist eine "klassische Lösspflanze" der sonnigen Hohlwegsäume und lückigen Magerrasen des Kraichgaus. Früher fand man sie besonders an Hohlwegböschungen, wo die Erosion ihr immer wieder offene Stellen zum Keimen verschaffte. Heute sind fast alle Hohlwege verbuscht und die Große Anemone fast verschwunden.
Nur an der Rennweghohle bei Zeutern gibt es noch große Bestände der prächtigen, auch als Gartenpflanze geeigneten Großen Anemone (Anemone sylvestris). Am Michaelsberg ist sie bis auf wenige Exemplare verschwunden.
Die Goldaster (Galatella linosyris) ist typisch für heiße, offene, von Natur aus offene Magerrasen. In ganz Nordbaden gibt es sie nur noch am Michaelsberg, wo sie bereits von Oberdorfer in den 1930er Jahren als überregionale Rarität bezeichnet wurde! Die Bestände des Kaiserbergs haben durch mehrmalige falsche Pflege schweren Schaden genommen und erholen sich nur langsam.
Der Kicher-Tragant (Astragalus cicer) heißt so, weil seine Schoten der Kichererbse ähneln. Er kommt in Nordbaden nur äußerst selten an sonnigen Wegrainen vor. In Bruchsal gibt es eine einzige kleine Population im Nordosten, die seit Jahrzehnten kurz vor dem Erlöschen steht. Schutzversuche haben bisher nur wenig Erfolg gebracht.
Die beiden kleinen, einjährigen Bitterenzian-Arten (hier Blackstonia acuminata) sind typisch für Schlammfluren am Rhein, eintrocknende Tümpel und nasse Ackersenken. Früher waren sie in den Rheinauen häufig, heute fehlen die entsprechenden Biotope fast völlig. Im NSG Tongruben bei Malsch gibt es noch kleine Restbestände.
Die Borstige Glockenblume (Campanula cervicaria), eine Art sonniger Kalkwälder, steht in ganz Deutschland kurz vor dem Erlöschen. Sie würde von Kahlschlägen profitieren, die aber aus Naturschutzgründen eher nicht gewünscht sind. Die AGNUS hat seit 40 Jahren Exemplare der letzten, am Wildstandort schon lange verschwundenen Kraichgau-Population bei Jöhlingen in Erhaltungskultur.
Der Abbiss-Pippau (Crepis praemorsa) ist eine Charakterart sonniger, lückiger Magerrasen. Im Kraichgau gibt es ihn nur noch im Landkreis Pforzheim. Die letzten Exemplare am Michaelsberg verschwanden trotz Pflegemaßnahmen um 2015.
Die Thymian-Seide (Cuscuta epithymum) ist ein Schmarotzer an verschiedenen Kräutern von Magerrasen. Sie wird immer nur sporadisch angetroffen, zuletzt um 2015 am Michaelsberg. Ein gezielter Schutz ist kaum möglich.
Der Diptam (Dictamnus albus) ist unser einziges heimische Zitrusgewächs und wächst an sonnigen Waldsäumen. Er dient wegen seiner prächtigen Blüten schon lange als Zierpflanze. Die letzten Exemplare am Näherkopf verschwanden in den 1970er Jahren, die Art wurde am Michaelsberg aber illegal angesalbt.
Die Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguierana) ist eine Charakterpflanze offener Kalksanddünen. Im Rhein-Neckar-Kreis kommt sie noch sehr lokal vor. Die letzten Exemplare im Landkreis Karlsruhe wuchsen bei am Bahnhof Wiesental, wo sie trotz Schutzbemühungen mehrfach durch Baumaßnahmen so schwer geschädigt wurden, dass sie 2019 schließlich ganz verschwanden. Wiederansiedlung ist aber geplant.
Das Gelbliche oder Rotspitzige Filzkraut (Filago lutescens) ist eine äußerst seltene Art der offenen Sandbrachen. Rund um Karlsruhe gibt es noch wenige Fundorte. Die Art profitiert zwar vom Klimawandel, wird aber durch intensive Landwirtschaft zunehmend ausgerottet. Die letzten Exemplare gibt es noch bei Kronau.
Exemplare des äußerst seltenen Gelblichen oder Rotspitzigen Filzkrauts (Filago lutescens) bei Kirrlach in einer Sandbrache Anfang der 2000er Jahre. Hier steht die Art durch Umbruch, Aufforstung und Siedlungswachstum kurz vor dem Erlöschen oder ist schon ganz verschwunden.
Das Echte Filzkraut (Filago vulgaris) ist eine kalkmeidende Sandbrachen-Art, die vor allem im südlichen Landkreis Karlsruhe vorkommt (dort gibt es kalkarme Böden).
Der Wiesen-Gelbstern (Gagea pratensis) kam im Landkreis entgegen seines Namens vor allem auf sandigen Äckern und Ackerbrachen vor. Die Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten 20 Jahren hat die Bestände fast zum Erlöschen gebracht. Das NSG "Wilhelmsäcker" bei Spöck wurde unter anderem wegen dieser Art ausgewiesen.
Der Behaarte Gelbstern (Gagea villosa) ist im Gegensatz zu seinen Verwandten hauptsächlich auf offen-sonnigen Lössböden des Kraichgaus zu finden, auch in extensiven Weinbergen (die es kaum noch gibt). Ein besonderes Vorkommen gibt es im Schlossgarten von Bruchsal.
Der Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata) ist eine heimische Enzian-Art, die man vor allem in Magerrasen des Kraichgaus findet. Die Biotope müssen sehr aufwendig gepflegt werden, weil zu frühe Mahd diesem Sommerblüher schadet, gar keine Mahd und folgende Verbuschung aber auch. Die Art ist teilweise in Erhaltungskultur.
Der Deutsche Enzian (Gentianella germanica) ist ein Herbstblüher, der vor allem auf beweideten Magerrasen vorkommt. Im Kraichgau ist er äußerst selten und fast verschwunden. Am Michaelsberg tauchte er nach Pflegemaßnahmen vor einigen Jahren kurzzeitig wieder aus der Samenbank auf.
Die Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium) ist eine typische Art der Sanddünen der Oberrheinebene. Während sie in Nordostdeutschland häufig vorkommt, ist sie bei uns eine große Rarität der letzten verbliebenen Dünen des Rhein-Neckar-Kreises. Im Landkreis Karlsruhe gibt es nur noch wenige, teilweise künstlich eingebrachte Exemplare.
Das Kahle Ferkelkraut (Hypochaeris glabra) ist eine seltene Art der Sandbrachen. Es galt als fast ausgestorben, hat sich in letzter Zeit aber auffällig ausgebreitet, unter anderem bei Huttenheim, Wiesental und Kronau. Die Gründe dafür bleiben unklar.
Die farbenprächtige Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus) ist eine Charakterart von trockenen Kalkwäldern. Während sie ähnlich wie der meist mit ihr zusammen vorkommende Blaurote Steinsame auf der Schwäbischen Alb häufig ist, gibt es im Kraichgau nur ganz wenige Vorkommen südlich von Bruchsal und bei Tiefenbach.
Der Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris) war früher in den Getreideäckern des Kraichgaus verbreitet und galt als "typische Kraichgau-Art". In den letzten Jahren hat die intensive Landwirtschaft auch diese Art bis fast zum Erlöschen gebracht. Der Wildacker der AGNUS soll helfen, die Art zu retten.
Der Echte Löwenschwanz (Leonurus cardiaca) ist eine alte "Heilpflanze" der Kloster- und Bauerngärten, ähnlich wie die Katzenminze. Seit der Nachschub aus diesen Quellen ausbleibt, werden die Arten in freier Natur immer seltener. Am Michaelsberg gibt es noch wenige Exemplare.
Der Zweijährige Lein (Linum bienne) gilt als eine Stammart des kultivierten Flachs. Die mediterrane Art tauchte vor Jahrzehnten auf dem Standortübungsplatz Bruchsal auf und hat sich hier seither gehalten. Das ist das einzige beständige Vorkommen in Deutschland.
Der Zarte Lein (Linum tenuifolium) ist eine äußerst seltene Art trocken-felsiger Kalkmagerrasen. An ihm leben seltene, spezialisierte Insekten. Mittlerweile gibt es im westlichen Kraichgau nur noch wenige Exemplare am Kaiserberg; die nächsten Vorkommen liegen an der Enz.
Forsters Hainsimse (Luzula forsteri) ist eine atlantisch-westliche Art frischer Eichen-Hainbuchenwälder, deren östlichste Vorposten in Mitteleuropa bei Bruchsal liegen (in der Büchenauer Hardt). Das ist die einzige Art, wegen der Bruchsal in den botanischen Feldführern aufgelistet ist.
Der Kamm-Wachtelweizen (Melampyrum cristatum) ist ein Halbschmarotzer, der Graswurzeln "anzapft". Die Trockenrasenart galt in Bruchsal schon als ausgestorben, tauchte in den 1980er Jahren aber nach Pflegemaßnahmen am Michaelsberg wieder aus der Diasporenbank auf und hat sich seither gehalten.
Die sowohl in Rosarot als auch in Hellgelb auftretenden Blüten des Kamm-Wachtelweizens erfreuen mit spektakulären Farben und Strukturen.
Der Hain-Wachtelweizen (Melampyrum nemorosum) ist eine östlich verbreitete Art, die westlich nur bis Mainfranken vorkommt. In den 1980er Jahren tauchte die farbenfrohe Art am Michaelsberg weitab von seinem heimischen Verbreitungsgebiet auf und hat sich seither gehalten. Wie er das geschafft hat, bleibt unklar.
Das Sand-Vergissmeinnicht (Myosotis stricta) kommt ausschließlich auf Sandbrachen und Sanddünen der Rheinebene vor. Die Art ist sehr selten geworden und kommt nur noch kleinräumig bei Wiesental, Forst, Kronau und Spöck vor.
Der Gelbe Zahntrost (Odontites luteus) ist ein herbstblühender Halbschmarotzer. Man findet ihn nur auf den Trockenrasen am Michaelsberg und bei Zeutern. Die Art gilt in ganz Deutschland als stark gefährdet.
Die Hummel-Ragwurz (Ophrys fuciflora) ahmt mit ihren Blüten Weibchen von Bienen nach. Die Magerrasen-Art kommt im Kraichgau nur an ganz wenigen Stellen bei Bruchsal und Zeutern vor, so auch in den von uns gepflegten Flächen am Michaelsberg. Leider ist sie durch rücksichtslose Orchideenphotographen zusätzlich bedroht.
Die Nelken-Sommerwurz (Orobanche caryophyllacea) ist ein Vollschmarotzer ohne Chlorophyll, der auf den Wurzeln von Labkraut wächst. Ihren Namen hat sie vom intensiven Nelkengeruch der Blüten. Man findet sie nur selten und lokal im westlichen Kraichgau.
Die Sand-Sommerwurz (Phelipanche arenaria) ist ein Vollschmarotzer und wächst nur auf Wurzeln des Feld-Beifußes. Man findet sie nur sehr selten auf Kalksanddünen der Rheinebene bei Mannheim und an wenigen Hohlwegen am Michaelsberg.
Das Dunkle Lungenkraut (Pulmonaria obscura) ist eine Charakterart der frischen Eichen-Hainbuchenwälder der Rheinebene. Es ist bei Büchenau, Forst und Hambrücken noch recht regelmäßig zu finden. Die Austrocknung der Wälder und der Klimawandeln bedrohen es aber.
Der Aufrechte Ziest (Stachys recta) wächst in sonnigen Magerrasen des Hügellands, früher auch an Böschungen von Hohlwegen. Durch die Überdüngung und das Zuwachsen gehen die Bestände ständig zurück. Er ist als Futterpflanze für spezialisierte Bienen und Käfer besonders wichtig.
Vom Mittleren Leinblatt (Thesium linophyllon) gab es im ganzen Landkreis bis ca. 2000 nur noch eine einzige Kolonie zwischen Graben und Hochstetten an der alten Bahntrasse. Trotz Schutzanstrengungen gegen die Flurbereinigung ist die Art durch fehlende Pflege und Zuwachsen wohl mittlerweile erloschen.
Vom Fuchsschwanzklee (Trifolium rubens) gibt es im Landkreis nur noch eine einzige kleine Population in Magerrasen des Michaelsbergs mit weniger als 40 Pflanzen. Diese hält sich zwar seit über 30 Jahren konstant, kann sich aber wegen fehlender Samenerzeugung nicht mehr selbständig vermehren. Hier ist es vermutlich notwendig, von woanders neues Saatgut auszubringen.
Der Dreiteilige Ehrenpreis (Veronica triphyllos) ist eine Charakterart der Sandbrachen und extensiven Sandäcker der Rheinebene. Er ist durch intensivere Landwirtschaft stark gefährdet. Kleine Bestände gibt es zum Beispiel noch im "Todtschlag" bei Büchenau.
Das Großblütige Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis subsp. megalantha) kommt im Landkreis nur in Sandbrachen bei Wiesental und Philippsburg vor. Die hübsche Art ist farblich sehr variabel. Wie man sieht, ist sie nahe mit der Wildform des Garten-Stiefmütterchens verwandt.
Die Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis) ist eine Magerrasenart des westlichen Kraichgaus. Sie war fast erloschen, kehrte aber nach Pflegemaßnahmen am Michaelsberg und im Weiertal wieder in den 1990er Jahren zurück und ist heute zwar nicht häufig, aber stabilisiert.