Wärmeoase mit südlichen Bewohnern

In allen Weinbauregionen gehören Trockenmauern zum festen Bestand des Landschaftsbildes.

Sie sind gewissermaßen "multifunktionelle" Elemente und bieten eine Fülle von Besonderheiten. Neben dem primären Zweck, aus einem Steilhang leichter zu bewirtschaftende Parzellen zu machen, verhindern sie Bodenerosion, speichern Wärme und vermindern Frostschäden. Dane­ben sind sie Lebensraum für eine hochspezialisierte Artengemeinschaft von Pflanzen und Tieren. Im Kraichgau sind Trockenmauern nicht selten, aber auch nicht so zentrales Landschaftselement wie etwa an der Enz oder am mittleren Neckar.

In Bruchsal gibt es einige wenige, in Untergrombach ein paar mehr. So richtig landschafts- und stadtbildprägend sind sie aber im Kraichgau nur in Gochsheim. Hier, unterhalb des Gochsheimer Schlosses, war seit alters her ein ganzer Hang mit diesen Trockenmauern aus Kalkstein befestigt, in Parzellen eingeteilt und vielfach untergliedert.

Viele Spezialisten haben sich hier angesiedelt: Der Braune Streifenfarn und die Mauerraute bilden große Bestände, der Goldlack und die aus dem Mittelmeerraum stammende Spornblume haben die Mauerkronen als "Ersatzfelsen" besiedelt, das Zymbelkraut die Mauerritzen.

Auch eine große Zahl von Tierarten fühlt sich hier wohl. Röhrenspinnen und Springspinnen sind auf Beutejagd, Eidechsen huschen über die heißen Steine, und Wildbienen haben zahlreiche Brutröhren gegraben.

Dieses Paradies war in akuter Gefahr. Der Zahn der Zeit, Regenwasser und Frost haben den Mauern zugesetzt und viele dieser Mauern waren bereits eingestürzt, andere von Gebüsch und Bäumen überwuchert.

So kam der Gedanke auf, in einer gemeinsa­men Großaktion diesen Bestand zu sanieren. Bezirksstelle für Naturschutz, Landesdenkmalamt, die Stadt Kraichtal, der Heimat­- und Museumsverein Kraichtal, AGNUS und LNV hoben eine beispielhafte Aktion aus der Taute. Die Trockenmauern konnten mit einem erheblichen finanziellen Aufwand saniert wer­den.

So präsentiert sich das Biotop zu Füßen der Stadt wieder von seiner Schokoladenseite, der Lebensraum für Pflanze und Tier ist wieder hergestellt und die Men­schen können ihre Gär­ten wieder gefahrlos bewirtschaften.

Die Geschichte der Sanierung ist nachzule­sen im Buch: "Trocken­mauern" (Verlag Regio­nalkultur, 1997). (DH)