Forstverwaltung versucht Naturschutz in der Saalbachaue zu verhindern

Betonfraktion der "Holzwirte" stellt sich weiterhin gegen Natur- und Klimaschutz

 

Die Wälder rund um die Saalbachaue zwischen Hambrücken, Forst, Karlsdorf und Graben-Neudorf gehören zu den wertvollsten Wäldern der ganzen Oberrheinebene. Das hat gerade wieder einmal ein Gutachten zum geplanten Naturschutzgebiet "Saalbachaue" gezeigt. Die AGNUS hat diese frischen bis feuchten Wälder schon seit Jahrzehnten dokumentiert und versucht, gegen Baggerseen, Schnellbahn und Straßenbau zu verteidigen, teilweise leider vergeblich, wie die Erweiterung des Baggersees Karlsdorfer Rheinsand gezeigt hat.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat nach jahrzehntelangem Drängeln jetzt endlich die gesamte Saalbachaue inklusive der Wälder großflächig ins Verfahren zum Naturschutzgebiet gebracht. Sogar die beteiligten Gemeinderäte der Anliegergemeinden stimmten mit Nachdruck und weitgehend einstimmig für die Ausweisung und die Priorität des Naturschutzes. Sicherlich hat die drohende Variantenführung der neuen Güterbahntrasse durch die Saalbachaue bei diesem Entschluss mitgeholfen. Diese ist mittlerweile vom Tisch.

Vor allem die alten Eichen-Hainbuchenwälder im "Ochsenstall" gehören zu den schönsten ihrer Art. Das hatte die Forstverwaltung nicht davon abgehalten, sie seit vielen Jahren intensiv zu nutzen und teilweise sogar Kahlschläge darin zu veranstalten. Umso wichtiger ist jetzt der umfassende Schutz und die Entwicklung zu einem naturnahen Wald, inklusive der Verhinderung der Wiederaufforstung mit angeblich "klimatoleranten", fremdländischen Bäumen wie Himalayazeder oder Douglasie. Ein solches Vorgehen hatte die Forstverwaltung ja im Sommer bereits in der Presse (BNN) angekündigt - Aufforstung und Holzproduktion geht weiterhin vor Naturschutz.

 

Die Landesforstverwaltung, allen voran Minister Hauck, ließ sich gerade auf einer Onlinekonferenz für ihre "ökologische" Waldpolitik feiern. Sogar der NABU-Vorsitzende in Baden-Württemberg (ein Förster!) äußerte keine Widerworte. Das interessiert aber die Holzfunktionäre der Landesforstverwaltung überhaupt nicht. Diese Technokraten sind alle in der Forstakademie in Freiburg "erzogen" worden und interessieren sich überhaupt nicht für den Naturschutz im Wald (mit einer rühmlichen Ausnahme, dem Bruchsaler Förster Durst - aber der bleibt leider eine Ausnahme und ist weiterhin an die Vorgaben "von oben" weisungsgebunden). So kam es, wie es kommen musste - soeben legte die Landesforstverwaltung ein Veto gegen die Ausweisung des Naturschutzgebiets "Saalbachaue" auf den Waldflächen ein. Man will weiter ungestört Holzwirtschaft betreiben und nicht von Naturschutzzielen abhängig sein.

Zuständig für die Wälder Bruchsals in der Rheinebene sind nach der unseligen Reform der Forstverwaltung keine lokalen Bruchsaler Forstämter mehr, sondern Forstbeamte am Landratsamt Karlsruhe. Selbst die Bruchsaler Stadtverwaltung hat kaum eine Möglichkeit, auf diese im Sinne des Naturschutzes Einfluss zu nehmen. Und so nimmt die menschengemachte Katastrophe in unseren Wäldern weiter ihren Lauf - diejenigen Wälder, die noch nicht durch den Klimawandel umgebracht werden, werden durch die Holzwirtschaft vernichtet und anschließend mit fremdländischen Baumarten aufgeforstet.

Die Naturschutzverbände, allen voran die AGNUS, werden nun mit allem Nachdruck eine Ausweisung des Naturschutzgebiets auch auf der Waldfläche fordern (wie es ja auch schon die Gemeinderäte taten) und eine Priorität der Naturschutzvorgaben über die Holzwirtschaft. Über die Reaktion der Landesforstverwaltung und der Hausspitzen von Regierungspräsidium und Landratsamt werden wir hier zeitnah berichten.

Die Stadt Bruchsal hatte zugesagt, einen Runden Tisch mit den lokalen und den Landratsamts-Förstern, der Stadtverwaltung und den Naturschutzverbänden zum Thema "Naturschutz im Bruchsaler Wald" einzuberufen. Dieser konnte coronabedingt leider im Herbst noch nicht stattfinden, wird aber dringender denn je.

 

(14.12.2021 MHa)