Wo heute die Stadt Bruchsal liegt, erstreckten sich früher die feuchten Wälder der so genannten "Kinzig-Murg-Rinne" - ein Band von Feuchtwiesen und Mooren zwischen Rastatt und Walldorf entlang der Hügelkette. In der Büchenauer Hardt können wir solche anmoorigen Wälder heute noch bewundern.
Während nördlich von Bruchsal alle Feuchtwälder dem Bau der Mülldeponie zum Opfer gefallen sind, hielt sich ein kleines Relikt noch an überraschender Stelle, nämlich im Schlossgarten Bruchsal. Der untere Teil des Hauptgartens war nämlich nie - wie ursprünglich geplant - zum Barockgarten umgewandelt worden, sondern die Gartenmode hatte sich schon zu Zeiten von Fürstbischof Hutten geändert. Jetzt wollte man "englische Gärten" mit romantischem Anklang haben, komplett mit kleinen Ruinen, Gewässern und möglichst "naturnaher" Anmutung. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert verfiel der Schlossgarten ähnlich wie das Schloss selber immer weiter, und die ursprüngliche Vegetation breitete sich wieder aus. Bereits im frühen 20. Jahrhundert galt der Schlossgarten Bruchsal bei Botanikern als Tipp, um seltene, einheimische Zwiebelpflanzen auf einfache Weise zu finden.
Erst in den 1990er Jahren, als die Denkmalverwaltung auf die Idee kam, den Bruchsaler Schlossgarten in "historisierender" Weise in einen Zustand zurückzuversetzen, den er nie hatte (!), bestand plötzlich akute Gefahr. Die AGNUS führte damals eine lange Auseinandersetzung mit den wenig verständnisvollen Gartenplanern und Denkmalschützern. Ein Teil der Bäume wurde gerodet, und ein Teil des Feuchtwaldes durch fremdländische, wenig attraktive und lieblos angelegte Rabatten mit nicht heimischen Pflanzen ersetzt.
Aber immerhin blieb ein kleiner Teil erhalten, und besonders die Frühjahrsblüher ("Geophyten"), für die solche Wälder ohnehin bekannt sind, konnten sich erfreulich vermehren. Sie blühen bereits im März und April, bevor der Messerbalken des Mähers wieder versucht, einen "englischen Rasen" herzustellen, und erfreuen die Pflanzenliebhaber mit bunten Wiesen. Ein guter Teil davon sind seltene, heimische Arten.
Hier wollen wir die Flora des Bruchsaler Schlossgartens im Frühling vorstellen - eine überraschende Vielfalt. Es wäre zu wünschen, dass die teilweise völlig unpassenden Sträucher und Stauden wieder zugunsten einer Verbesserung der heimischen Flora zurückgedrängt werden. Billiger wäre es allemal...