AGNUS verstärkt Öffentlichkeitsarbeit nach der Corona-Pause und wählt neuen Vorstand

27. Juli 2020

Position der AGNUS als starker regionaler Naturschutzverband mit 40jähriger Tradition soll ausgebaut und gefestigt werden

 

Die AGNUS (Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz Bruchsal e. V.) traf sich am 15. Juli zur alljährlichen Hauptversammlung - dieses Mal coronabedingt und mit viel Abstand untereinander im Garten eines Vereinsmitglieds.

Die Krise beeinträchtigt die Tätigkeit der Naturschutzvereine seit Anfang des Jahres erheblich. So mussten nicht nur Vereinstreffen, Exkursionen und sonstige öffentliche Tätigkeiten unterbleiben, sondern auch die eigentlich dringenden Pflegemaßnahmen auf das Notwendigste eingeschränkt werden. Erst seit Juli können die Aktivitäten teilweise wieder aufgenommen werden, insbesondere die Mahd der Vereinsgrundstücke. Auch die Lobbyarbeit war stark eingeschränkt, da die Gesprächspartner meist nicht zur Verfügung standen.

Die Einschränkungen konnten aber durch anderweitige Aktivitäten teilweise wieder wettgemacht werden. So wurde die Website (www.agnus-bruchsal.com) im Frühjahr vollständig neu bearbeitet und umfangreich ergänzt. Hier finden alle Interessierten aktuelle Informationen zu Naturschutzaktivitäten und -problemen in der Region, außerdem Rubriken wie die "Pflanze des Monats", die "Bruchsaler Gartenliste", Broschüren sowie ein umfangreiches Archiv mit Büchern, Biotopkarten und Bildern. Die assoziierte Website "Flora des Landkreises Karlsruhe" wird durch Michael Hassler gerade zusammen mit einem Programmierer überarbeitet. Die überarbeitete Website wird rege nachgefragt und gelobt; als Resultat gab es erfreulicherweise bereits etliche neue Mitgliedsanträge.

Insbesondere die "Bruchsaler Gartenliste" mit heimischen, dekorativen und für unsere Gärten geeigneten Arten findet regen Zuspruch und wird nicht nur auf der Website viel heruntergeladen, sondern in gedruckter Form bei der Stadtbücherei, Geschäften und Gärtnereien nachgefragt.

Weniger erfolgreich war bisher die Verbreitung der lange diskutierten, detaillierten Konzeptbroschüre "Rettet die Bruchsaler Insekten" mit Forderungen an die lokalen Verwaltungen und Landwirte. Die AGNUS will sich deswegen bemühen, diese Konzepte stärker an die Öffentlichkeit zu bringen und sie in einem Treffen mit der Bruchsaler Verwaltungsspitze in Erinnerung zu rufen.

Das Vogel- und Insektensterben und der Artenschwund, aber auch die wahrnehmbaren Veränderungen durch die Klimaerwärmung setzen sich auch in Bruchsal ungebremst fort. Fast katastrophal war der Flächenverlust von wertvollen Sandäckern auf der Gemarkung Büchenau durch Umwandlung in "Folienspargel", aber auch durch das neue Baugebiet im Norden von Büchenau. Wo letztes Jahr noch der Sandmohn reich blühte, liegt heutzutage ein Parkplatz. Hier zeigt sich, dass weder die Verwaltung noch die Landwirte Konsequenzen aus den Forderungen nach Extensivierung und Förderung von Blühflächen gezogen haben.

Stark kritisiert wurde auch der "sinnlose Aktivismus" mit der Anlage von "Blühstreifen" durch Landwirte und die Verwaltungen. Hier werden fast immer für Insekten ungeeignete Saatmischungen mit fremdländischen Arten oder Zierformen verwendet und diese auch noch nach kurzer Zeit wieder umgepflügt. Ähnlich schädlich sind die weiterhin falschen, schon oft kritisierten Mahdregime an Weg- und Straßenrändern (einerseits viel zu früh, andererseits bleibt das Mulchmaterial liegen und eutrophiert die Streifen).

Die AGNUS sucht weiter nach einem großen Ackergrundstück in geeigneter Lage, um durch Extensivierung und Anlage von Ackerwildkraut-Reservaten dem Artensterben etwas entgegenzusetzen. Hier soll ein erheblicher Teil des Vereinsvermögens investiert werden. Leider bleibt das Interesse der lokalen Landwirte zum Verkauf oder Verpachtung geeigneter Flächen bisher gering.

Die turnusmäßigen Neuwahlen des AGNUS-Vorstands erbrachten nach einiger inhaltlicher Diskussion wenig Änderungen. Peter Garbe wurde als 1. Vorsitzender im Amt bestätigt, als gleichrangige 2. und 3. Vorsitzende treten Jürgen Schmitt und Dr. Michael Hassler dazu. Der restliche Vorstand wurde ebenfalls im Amt bestätigt. Der als 2. Vorsitzender aus persönlichen Gründen ausscheidende Hartmut Schönherr erhielt Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit.

Die anwesenden Vereinsmitglieder regten vor allem an, die Transparenz im Verein durch regelmäßige und bessere Kommunikation zu fördern. Die AGNUS müsse wieder eine "Speerspitze" des Naturschutzes werden. Man habe in der Vergangenheit durch konsequente und detailliert begründete Forderungen im Sinne des Naturschutzes viele große Erfolge erzielt, an die es mit hoffentlich vielen neuen und jungen Mitgliedern anzuknüpfen gelte.

Als weitere Aktivitäten für die nächste Zeit wurden unter anderem geplant:

- Wiederaufnahme der regulären Vereinstreffen jeweils am 1. Mittwoch des Monats (Lokalität siehe Website)

- Erstellung eines ökologischen Mahdkonzepts für Randstreifen entlang von kommunalen Straßen und Wegen sowie Werbung für die Umsetzung desselben.

- Wiederaufnahme der Exkursionen Mitte August; die erste voraussichtlich in das NSG Rotenberg und seine Streuobstgebiete.

- Verbesserung und Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit: Nachdruck der "Gartenliste", Verteilung der Vereinsbroschüren auf Informationsständen.

- Wiederaufnahme der regelmäßigen Treffen mit Behörden, den Gemeindeverwaltungen und den befreundeten Naturschutzverbänden.

- Lobbyarbeit für die beim Regierungspräsidium stark verzögerte Ausweisung des Naturschutzgebiets "Saalbachaue" und des von der Stadt Bruchsal verschleppten und verkleinerten Landschaftsschutzgebiets "Kraichgaurand"; Erstellung einer Würdigung für ein Großschutzgebiet zwischen Philippsburg und Huttenheim.

(25.7.2020 MHa)