Das Dilemma mit der Windkraft

13. Februar 2020

Natur- gegen Umweltschutz: Die Erzeugung von CO2-neutraler, umweltfreundlicher Energie kommt nicht ohne Zumutungen und Einschränkungen für jeden. Und auch in der Region gibt es die ersten Konflikte.

Alle Mitbürger sind für den Klimaschutz, jedenfalls wenn man die überraschend hohe Zahl der Klimaleugner mal außen vor lässt. Und ähnlich wie beim Naturschutz sind die Ziele schön und werden unterstützt, solange die Herausforderungen weit weg liegen. Gerade in unserer Heimat dachten viele, man habe ja mit dem Kampf mit dem Klimawandel wenig zu tun: für Wasserkraft zu wenig Gefälle, Solar - wenn überhaupt - auf die Häuser, Windkraft bitte in der Nordsee, die Kabel für teures Geld in den Boden legen, die Konverterstationen in das alte AKW Philippsburg. Und Windkraft? Das lohnt sich ja eh' nicht bei uns, dachte man - die Norddeutschen sollen bitte leiden.

Die "Einschläge" kommen aber näher. Die modernen Windturbinen sind viel effizienter als früher geworden. Norddeutschland ist bereits fast zugebaut, die Windindustrie sucht nähere Standorte, die dichter an den Endverbrauchern liegen. Auch bei uns ist die Windkraft plötzlich attraktiv geworden.

Und so kam, was kommen musste und notwendig ist: Windparks sollen auch im Kraichgau und sogar in der Rheinebene entstehen. Wenige Flächen sind in unserer dicht besiedelten Region überhaupt geeignet, und alle liegen in den wenigen unzerschnittenen, siedlungsfernen (?) Naturräumen wie dem Hardtwald oder den Wäldern des westlichen Kraichgaus. Dort gibt es notgedrungen aber Konflikte mit dem Naturschutz. Die Einwohner von Kirrlach und Kronau, die in der Vergangenheit nicht gerade für besonderes Interesse am Naturschutz bekannt waren, schreckten auf und bildeten sofort diverse Bürgerinitiativen, die sich der altbekannten Totschlagargumente gegen die Windkraft bedienten.

Die Naturschutzverbände stecken in einem Dilemma: einerseits stehen wir einig im Kampf gegen den Klimawandel und akzeptieren die Notwendigkeit von Windparks. Andererseits ist es natürlich traurig, dass diese ausgerechnet an den wenigen siedlungsfernen, naturnahen Stellen entstehen sollen. Die Natur muss weiter leiden. Da hilft allerdings, dass viele neuere Studien belegen, dass die Schäden für die Vogelwelt bei weitem geringer sind als man eine Zeitlang glaubte. Unsere Vögel sterben wegen des Insektensterbens, der intensiven Landwirtschaft, wegen des Flächenverbrauchs, aber nicht wegen der Windturbinen!

Bei der Planung der Flächen muss allerdings dafür gesorgt werden, dass besonders sensible Flächen wie wertvolle Wälder, FFH-Flächen, Schutzgebiete und Ähnliches außen vor bleiben. Außerdem brauchen wir entsprechenden tatsächlichen Ausgleich für die zerstörten Flächen. Wenigstens das scheint bei Kronau gewährleistet - dagegen gab es in den Gemeinden, die jetzt gegen die Windparks protestieren, noch nie vernünftige Ausgleichsprojekte, gerade in Kronau, das mit seinen Flächen einen katastrophalen Raubbau betreibt, als ob es kein Morgen gäbe.

Die AGNUS und die Naturschutzverbände werden die Bürgerinitiativen gerne dabei beraten, wie man die Schäden für die Natur (!) in Grenzen hält. Als Feigenblatt für die Partikularinteressen der Initiativen wollen und können wir dagegen nicht herhalten. (MHa)