Die Saalbachniederung - eine seltene Erfolgsgeschichte im Naturschutz

03. Mai 2020

Im Jahr 1990 ist es dem amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutz über das Extensivierungsprogramm des Landes Baden-Württemberg gelungen, in der Saalbachniederung das größte zusammenhängende Grünlandgebiet in Nordbaden wiederherzustellen. Inzwischen sind 30 Jahre vergangen und die positive Entwicklung, insbesondere bei den Vogelarten hält unvermindert weiter an.

Nirgendwo in der Region Nordbaden finden Weißstörche so gute Nahrungsbedingungen wie in der Saalbachniederung. Doch es sind längst nicht nur Störche, die von dem weiträumigen Wiesengelände profitieren. Die Grauammer findet dort ihr letztes Rückzugsgebiet im Landkreis Karlsruhe. Der NABU Hambrücken investiert alljährlich viel Zeit, um die Nester der 2-3 Brutpaare zu lokalisieren, damit in Kooperation mit Landwirten die Bewirtschaftung dieser Flächen erst dann erfolgt, wenn die jungen Grauammern flügge sind.
Einen enormen Schub erhielt das Naturschutzprojekt Saalbachniederung ab dem Jahr 2010. Der NABU Hambrücken stellte der Stadt Bruchsal entlang des Saalbaches 12,5 Hektar Fläche für eine naturschutzfachliche Aufwertung zur Verfügung. Über eine Ausgleichsmaßnahme der Stadt Bruchsal konnte dadurch eine wechselfeuchte Überflutungszone eingerichtet werden. Über das Projekt "Lebensader Oberrhein" wurden im Jahr 2016 auf 12850 Quadratmetern Tieferlegungsflächen angelegt, wodurch nun ein dauerhaft nasser Lebensraum entstanden ist. Schließlich hat auch das Regierungspräsidium Karlsruhe im Jahr 2018 auf dem gleichen Areal eine Ausgleichsmaßnahme für die Vogelart Zwergtaucher durchgeführt. Das Flachgewässerareal erhielt dadurch eine Erweiterung um weitere 5000 Quadratmeter.
Der Erfolg dieser Maßnahmen setzte sehr schnell ein und führte bei den Vogelarten zu einer regelrechten Artenexplosion, die im dichtbesiedelten und von hohem Flächenverbrauch geprägten Nordbaden nur mit dem deutschlandweit bekannten Naturschutzgebiet Wagbachniederung bei Waghäusel vergleichbar ist. Auf dem Vogelzug wurden nach Herstellung der Flachgewässer in der Saalbachniederung folgende Arten nachgewiesen: Stelzenläufer, Große Rohrdommel, Zwergdommel, Bekassine, Grünschenkel, Rotschenkel, Kampfläufer, Dunkelwasserläufer, Sichelstrandläufer, Alpenstrandläufer, Zwergstrandläufer, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer, Temminckstrandläufer, Flussuferläufer, Flussregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Schwarzstorch, Silbermöwe, Mittelmeermöwe, Purpurreiher, Nachtreiher, Seidenreiher, Kuhreiher, Beutelmeise, Bartmeise, Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Pfuhlschnepfe, Wiesenschafstelze, Braunkehlchen, Tüpfelsumpfhuhn, Kiebitzregenpfeifer, Kleines Sumpfhuhn, Rohrammer, Rohrweihe, Rostgans, Säbelschnäbler, Raubwürger, Graugans, Streifengans, Sumpfohreule, Austernfischer, Fluss-Seeschwalbe, Trauerseeschwalbe, Weißbart-Seeschwalbe, Goldregenpfeifer, Brandgans, Bergpieper, Feldschwirl, Fischadler, Kormoran, Raubwürger, Rötelschwalbe, Weißwangengans, Zitronenstelze sowie Schnatter-, Krick-, Knäk-, Tafel-, Löffel-, Spieß-, Pfeif-, Kolben-, Schellente.

Doch es sind nicht nur Durchzügler, die aufhorchen lassen. Seit dem Jahr 2015 brüten in der NABU-Flachgewässern alljährlich 1-2 Paare Drosselrohrsänger. Es ist der wohl einzige derzeit alljährlich ständig besetzte Brutplatz dieser Vogelart im Landkreis Karlsruhe. Auch der gefährdete Kiebitz hat sich angesiedelt und brütete im Jahr 2019 mit drei Paaren erfolgreich. Brutvögel sind auch Wasserralle, Zwergtaucher, Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Schwarzkehlchen, Blässhuhn, Teichhuhn und Reiherente.

(Franz Debatin, NABU Hambrücken)