Biotopzerstörung mitten im Naturschutzgebiet - befördert vom Landwirtschaftsamt!

01. April 2020
Wertvolle Sandbrachen im NSG Wilhelmsäcker bei Spöck

Normalerweise sollte eine Behörde neutral bleiben und die Ziele der Landesregierung, ihres Dienstherrn, fördern und als Leitlinie befolgen. Dass einige Behörden sich statt dessen als "Lobbyorganisation" derjenigen verstehen, die sie beaufsichtigen sollen, kommt leider immer noch vor, ganz besonders in der Landwirtschaft.

Was war passiert? Am letzten Samstag war der Verfasser dieser Zeilen - ganz coronakonform alleine - im Naturschutzgebiet "Wilhelmsäcker" bei Spöck unterwegs, um die Entwicklung der seltenen Flora und Fauna zu kontrollieren. Das tun wir regelmäßig, insbesondere in den Flächen, deren Schutz auf unseren Initiative zurückging.

Trotz Wochenende wurde er von einem großen Schlepper überholt, der kurz darauf direkt in die Kernzone des Naturschutzgebiets einbog und beinahe die Informationstafel umfuhr, auf denen die seltenen Tiere und Pflanzen dokumentiert sind. Der Schlepper begann, die älteren Sandrasen des Gebiets umzubrechen. Das sah zunächst nach einer Biotoppflegemaßnahme aus. Sicherheitshalber befragten wir aber den Bauern, warum er dies tue. Darauf kam eine Erklärung, die uns bass erstaunte: Nein, er habe diese Flächen schon länger gepachtet. Jetzt habe er im Landwirtschaftsamt angerufen, ob man die Flächen wieder umbrechen dürfe und dort "Blütenmischungen" einsäen könne. Das Landwirtschaftsamt habe ihm dringend zugeraten, die alten und wertvollen Brachen wieder umzubrechen, weil sie sonst als "Grünland" unter das Umbruchverbot fallen würden. Mit einem Naturschutzpflegeplan hätte das alles nichts zu tun, den kenne er nicht.

Hier stimmt gleich vieles nicht!

- Die Flächen fallen mitten im Naturschutzgebiet natürlich nicht nur unter die Vorschriften der Landwirtschaft, sondern es gibt einen detaillierten Pflegeplan, der von der Naturschutzbehörde erarbeitet wird und eigentlich allen Beteiligten bekannt sein müsste.

- Die Aufgabe des Landwirtschaftsamts ist, den Bauern auf die Existenz dieses Pflegeplans hinzuweisen und das Verbot, an der derzeitigen Nutzung ohne Erlaubnis etwas zu ändern.

- Statt dessen verursacht das Landwirtschaftsamt hier die aktive Zerstörung von Biotopen!

- Und die verwendeten "Blütenmischungen" sind eine Katastrophe. Hier werden statt den seltenen heimischen Arten, die sich dort nach über 10 Jahren wieder eingefunden haben, wertlose "Blütenmischungen" ausgebracht, die der heimischen Fauna und Flora überhaupt nichts helfen.

Von einer sofortigen Anzeige bei der Polizei hat uns nur abgehalten, dass der Bauer versprach, die Aktion sofort zu stoppen und nicht damit weiterzumachen. Die AGNUS wird diese Woche noch bei den zuständigen Naturschutzbehörden und der Gemeindeverwaltung vorstellig werden, um herauszufinden, was da schiefgegangen ist. Großer Schaden für die empfindlichen Biotope konnte nur durch einen glücklichen Zufall vermieden werden. In der Nähe sind bereits mehrere Sandäcker umgebrochen worden; dabei ist auch noch unklar, ob das überhaupt zulässig war.

(1.4.2020 MH)